Minenjagdboot Weilheim

Die Patenschaft der Stadt Weilheim für ein Boot der Bundesmarine entstand im Jahre 1958 auf Vorschlag des damaligen Bundesministers der Verteidigung, Dr. Franz Josef Strauß an den damaligen Bürgermeister der Stadt Weilheim, Herrn Dr. Machon.

Die Stadt Weilheim stimmte erfreut zu, nicht zuletzt unter Berücksichtigung des berühmten Sohnes ihrer Stadt, dem Admiral Ritter von Hipper. Am 4. Februar 1958 fand der Stapellauf des 8. Küstenminensuchbootes der Bundesmarine und die Taufe auf den Namen WEILHEIM durch die Gattin des Bürgermeisters Machon statt.

Die Aufnahme des Dienstbetriebes erfolgte am 28. Januar 1959, und nach über 35-jähriger Fahrenszeit wurde mit dem Befehl "Hol nieder Flagge und Wimpel" die "erste" WEILHEIM 1995 außer Dienst gestellt. Ihren letzten Ankerplatz hat sie nun im Marinemuseum Wilhelmshaven gefunden. Damit endete auch vorläufig die langjährige, innige Patenschaft zwischen Weilheim i.OB und der Bundesmarine, die zu vielen Begegnungen, engen Kontakten und guten Freundschaften geführt hatte.

Doch schon seit 1993 bemühte sich die Stadt Weilheim um eine Fortsetzung der Patenschaft mit einem anderen Schiff, zunächst jedoch mit wenig Erfolg.

Eine verbesserte Lage des Verteidigungshaushaltes ermöglichte dann 1996 den Baubeginn zweier weiterer Minenjagdboote, verbunden mit dem Angebot, wieder die ehrenvolle Aufgabe der Patenschaft für eines dieser Boote übernehmen zu dürfen. Am 26. Februar 1998 fand der Stapellauf der Nummer 12 der Klasse 332 und die Schiffstaufe auf den Namen WEILHEIM durch Frau Anne Marie Rawe, der Gattin des damaligen Weilheimer Bürgermeisters Klaus Rawe statt. Das Weiterbestehen der langjährigen Patenschaft und der guten Beziehungen zwischen dem Minenjagdboot WEILHEIM und der Stadt Weilheim mit seinen Bürgern und Bürgerinnen war somit gesichert.

Am 03. Dezember 1998 wurde die WEILHEIM offiziell mit den Worten "Hiß Flagge und Wimpel" im Marinestützpunkt Olpenitz durch den Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Dirk Herten, in Dienst gestellt. An der militärischen Zeremonie unter Mitwirkung des Marinemusikkorps Ostsee nahmen zahlreiche Gäste aus nah und fern, darunter auch Vertreter des Weilheimer Stadtrates, der Marinekameradschaft und der Stadtkapelle teil. Kapitänleutnant Achim van Laak übernahm als erster Kommandant das Kommando auf dem neuen Minenjagdboot WEILHEIM. Sie ist das 12. und letzte MiJ-Boot des 1. Minensuchgeschwaders, welches im September 1992 nach Olpenitz/Schleswig-Holstein verlegt wurde.

Umstrukturierungen in der Bundeswehr und die Neuausrichtung der Streitkräfte führten zu einer Umorganisation der Deutschen Marine. Fortan existieren nur noch zwei Einsatzflottillen unter einem gemeinsamen Flottenkommando. Der Marinestützpunkt Olpenitz wurde am 21. Juni 2006 nach 42 Jahren offiziell geschlossen, und die WEILHEIM und damit auch alle Minensuchgeschwader mussten am 01.Februar 2006 zu ihrem neuen Standort Kiel verlegen. Die WEILHEIM ist nun eines von elf Booten im 3. Minensuchgeschwader, dem auch noch zwei Versorgungsschiffe angehören. Am 29. Juni 2006 erfolgte die feierliche Indienststellung der Einsatzflotte 1 mit großem Zeremoniell im Marinestützpunkt Kiel.

Am 23.08.2008 feierten Besatzung und Vertreter der Stadtverwaltung mit 1. Bgm. Markus Loth und 2. Bgm. Ingo Remesch an der Spitze, sowie Mitglieder der Marinekameradschaft Weilheim, Quartiergeber und Vertreter örtlicher Vereine die 10-jährige Patenschaft. Gefeiert wurde im Offiziersheim des Marineflieger-Stützpunktes Kiel-Holtenau. Am 27. September 2008 übergab Kapitänleutnant Heiko Thun das Kommando der WEILHEIM in die Hände seines Nachfolgers Kapitänleutnant Arne Müller. Der neue Kommandant verband seinen Antrittsbesuch in der Patenstadt mit dem Weilheimer Weihnachtsmarkt, wo die Besatzung einen Verkaufsstand betreibt, dessen Erlöse seit Jahren caritativen oder sozialen Organisationen in Weilheim gespendet werden. Kapitänleutnant Arne Müller ist nach KptLt. Achim van Laak, KptLt. Markus Paetsch, KptLt. Thorsten Klingner, KptLt. Frank Maginsky und Kptlt. Heiko Thun nunmehr der 6. Kommandant auf unserem Patenboot.

Im September 2010 besuchte eine Delegation aus Weilheim unser Patenboot in Kiel, um am Kommandantenwechsel auf der WEILHEIM teilnehmen zu können. Der Kommandeur des 3. Minensuchgeschwaders, Fregattenkapitän Markus Paetsch, der von 1999 bis August 2001 bereits Kommandant auf der WEILHEIM war, übertrug die Verantwortung und die Geschicke des Bootes vom scheidenden „Schiffchef“, Kapitänleutnant Arne Müller, in die Hände des neuen „Alten“, Kapitänleutnant Daniel Reuter. Die Kommandoübergabe fand in Anwesenheit der gesamten Besatzung, der Delegation aus Weilheim sowie aller Kommandanten der übrigen Boote des 3. Minensuchgeschwaders statt. Neben der Zeremonie an Bord gab es ein Begleitprogramm, das einen Besuch des Marineehrenmals in Laboe, einen Ausflug nach Kiel und eine Seefahrt mit der WEILHEIM nach Flensburg mit der Besichtigung der Marineoffiziersschule in Mürwik einschloss.

Von Februar bis Juli 2011 war die WEILHEIM in der Werft und bekam ein neues Minensuchsystem eingebaut. Nach den darauf folgenden Erprobungs- und Ausbildungsfahrten stand das Boot der Einsatzflottille ab Ende Oktober 2011 wieder in vollem Umfang zur Verfügung.

Kapitänleutnant Daniel Reuter führte die WEILHEIM in 2012 durch das fordernde Ausbildungsprogramm für Minenjagdboote, um im ersten Halbjahr 2013 an einem NATO-Einsatz teilnehmen zu können. Im September des Jahres übergab er das Kommando über Boot und Besatzung an Kapitänleutnant Felix Uhlemann.

Dringende Instandsetzungsarbeiten am Schwesterboot SULZBACH-ROSENBERG machten es im November 2013 aber unumgänglich, dass die Besatzungen ihre Boote tauschen mussten.

So nahm die Besatzung der SULZBACH-ROSENBERG im ersten Halbjahr 2014 auf dem Minenjagdboot WEILHEIM an einem NATO-Einsatz im Mittelmeer teil. Derweil betreute die Mannschaft der WEILHEIM die Instandsetzungsarbeiten des Minenjagdbootes SULZBACH-ROSENBERG in einer Rostocker Werft.

Zum 1. Juli 2014 gab es weit reichende strukturelle Veränderungen innerhalb des 3. Minensuchgeschwaders. Dabei wurden die Besatzungen von den Booten formal getrennt und umbenannt. So stellte der Kommandeur, Fregattenkapitän Marc Gieseler, die Besatzung der WEILHEIM außer und gleichzeitig die Besatzung BRAVO in Dienst. BRAVO steht dabei lediglich für eine nicht wertende alphabetische Sortierung der Besatzungen.

Es handelt sich dabei um einen Weg, der zwar für die Angehörigen des 3. Minensuchgeschwaders neu war, jedoch bei der Marine bereits gang und gebe ist. Ein ähnliches Vorgehen betreibt das 1. U-Bootgeschwader bereits seit Jahren erfolgreich, ebenso wie andere Nationen, z.B. die Royal Navy.

Dahinter verbirgt sich die Idee, alle benötigten Ressourcen auf die Ausbildung einer Besatzung zu konzentrieren, um auch bei einer sinkenden Anzahl von Einheiten - auf inzwischen nur noch zwölf im 3. Minensuchgeschwader - die Einsatzfähigkeit selbst bei materiellen Ausfällen erhalten zu können.

Neben diesen stark organisatorisch geprägten Aspekten bedingt dies auch ein Umdenken hinsichtlich der Ausgestaltung von Patenschaften. Die Führung der Marine entschied sich für das ebenfalls bereits im 1. U-Bootgeschwader praktizierte Modell, nämlich die Patenschaft bei der Besatzung zu lassen und nicht bei der Plattform - sprich: dem Boot.

Somit nahmen im Jahr 2014 erstmals Marinesoldaten des Minenjagdbootes 332 Besatzung BRAVO, wie der vollständige Name nun lautet, am Christkindlmarkt teil, um den Erlös caritativen Zwecken in Weilheim zukommen zu lassen. Tatsächlich bestand ein Großteil der Delegation aus bekannten Gesichtern der Vorjahre, da sich bis auf den  Namen der Besatzung diesbezüglich nur wenig verändert hat. Es war jedoch nur schwer abschätzbar, ob und wenn, wann die Besatzung BRAVO noch einmal auf "ihrer" WEILHEIM fahren wird.

Unverhofft kommt oft! Schneller als erwartet trat jedoch die Rückkehr auf die WEILHEIM ein. Mitten in der Vorbereitung des Bootes zum Mittelmeereinsatz in der zweiten Jahreshälfte 2015 zwang die Besatzung BRAVO ein technischer Defekt im Bereich der Hauptmotoren der SULZBACH-ROSENBERG zum erneuten Plattformtausch zurück auf die WEILHEIM. Einerseits ein herber Rückschlag im Rahmen der Einsatzvorbereitung. Andererseits aber auch ein echter und nicht zu erwartender "Glücksfall", um Besatzung, Boot und Patenstadt wieder zu vereinen.

Durch diesen unvorhersehbaren Plattformwechsel wurden die Vorbereitungen auf den NATO-Einsatz gestört, da auch die Ausbildungszeit empfindlich darunter leiden musste. Mit dem Auslaufen zur SNMCMG2 aus Kiel Mitte August 2015 endete für Boot und Besatzung eine äußerst straffe und nicht gerade typische Einsatzausbildung, die bereits im Herbst 2014 begann. Der Auftrag war, die Einsatzfähigkeit des "Ständigen Seeminenabwehrverbandes der NATO im Mittelmeer" zu präsentieren und zu erhöhen. Neben der Teilnahme an der OPERATION ACTIV ENDEAVOUR wird auch das größte NATO-Manöver seit 2002 - die TRIDENT JUNCTURE - in aller Erinnerung bleiben.

Dass die terroristischen Anschläge in Paris am 13. November 2015 sowohl für die Besatzung und ihre Familien als auch im entferntesten Sinne für die Patenstadt (in Bezug auf den bevorstehenden Weihnachtsmarkt) weitreichende Konsequenzen haben würden, stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest. Anfang Dezember 2015 - pünktlich zum Weihnachtsfest - sollten Boot und Besatzung zurück in Kiel sein. Dieses Vorhaben misslang gewaltig! Nach dem zeitnahen Abzug der Fregatte AUGSBURG zum Schutz des französischen Flugzeugträgers CHARLES DE GAULLE entstand eine Lücke im Rahmen der Beschickung der EUNAVFOR MED. Die WEILHEIM wurde kurzerhand mit zwei Tagen Vorlauf vom Kommando der NATO abgestellt und der von der EU geführten Operation SOPHIA unterstellt. Innerhalb weniger Tage wurde die WEILHEIM um- bzw. ausgerüstet und somit "modifiziert", um dem Auftrag gerecht zu werden, der Schleuserkriminalität entgegenzuwirken und in Seenot geratene Personen bei Bedarf aufnehmen zu können.

Glück im Unglück! Während dieses erstmaligen und außergewöhnlichen Mittelmeereinsatzes musste die Crew der WEILHEIM nur einmal einen tunesischen Fischer aus Seenot retten, da dieser aufgrund eines Motorschadens manövrierunfähig Wind und Wetter ausgeliefert war. Das havarierte Boot wurde bis an die tunesischen Hoheitsgewässer geschleppt und dort den örtlichen Behörden übergeben. Am 7. Februar 2016 – mit ca. zwei Monaten Verspätung – lief die WEILHEIM nach 178 Abwesenheitstagen wieder im heimatlichen Marinestützpunkt Kiel ein. Die Besatzung BRAVO ging trotz dieser politisch bedingten Verspätung mit Stolz von Bord und wurde sich vermutlich erst nach einer Weile so richtig bewusst, was sie in den letzten Monaten so alles erlebt und geleistet hatte.

Obwohl sich die Besatzung der WEILHEIM im Mittelmeereinsatz befand, war der Verkaufsstand auf dem Weilheimer Christkindlmarkt 2015 mit Seeleuten besetzt. Vier ehemalige Besatzungsmitglieder des Bootes scheuten weder Kosten noch Mühen, um ihre Arbeitskraft in den Dienst der Sache zu stellen. Mit der Unterstützung von Mitgliedern der Marinekameradschaft Weilheim konnte der Glühweinverkauf reibungslos durchgeführt und der Reinerlös erneut sozialen und karitativen Verbänden in Weilheim zugeführt werden.

Nach fast drei Jahren als Kommandant unseres Patenbootes übergab Korvettenkapitän Felix Uhlemann im Beisein von Vertretern der Marinekameradschaft Weilheim am 08. Juli 2016 das Kommando an seinen Nachfolger, Kapitänleutnant Martin Klaus. Martin Klaus ist mittlerweile schon der 9. Kommandant auf der WEILHEIM, seit deren Indienststellung im Dezember 1998 in Olpenitz. Bereits Mitte August 2016 konnte sich die Besatzung unter ihrem neuen Kommandanten ein weiteres Mal auszeichnen. Auf dem Weg zu einer Übung in Litauen half sie innerhalb kürzester Zeit zweimal Schiffbrüchigen in der Ostsee. Beim ersten Notruf konnte einer Yacht, deren Motor ausgefallen war, technische Hilfe geleistet werden. Der zweite Notruf kam in der Nacht von einer polnischen Segelyacht, deren fünfköpfige Besatzung heftige Probleme hatte. Der Mast war gebrochen, der Motor beschädigt und zu allem Unglück drang Wasser ins Boot. Die Besatzung des Seglers wurde kurzerhand an Bord des Minenjägers geholt, fachmännisch versorgt, gut verpflegt und im litauischen Klaipeda den Behörden übergeben. Um die havarierte Yacht kümmerte sich die dortige Rettungsleitstelle.

Zum Christkindlmarkt in Weilheim konnte 2016 eine 16-köpfige Abordnung unter der Leitung von Kapitänleutnant Martin Klaus begrüßt werden. Der Reinerlös aus dem Glühweinverkauf war bisheriger Rekord und kam wohltätigen Zwecken zugute.

Der Wahlspruch aller Minensucher lautet: "Wo die Flotte ist, waren wir schon da."

Link zur Übersicht der Minenjagdboote der Frankenthal-Klasse

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